Sonntag, 18. Januar 2015

"Wahrheitspresse" und ihre Auswirkungen auf "Wahrheitspolitiker"

Das Unwort des Jahres 2014 werden wir nicht in den Mund nehmen - pardon, in die Tasten hauen. Freie, unabhängige, einzig und allein ihrem Wissen und Gewissen verpflichtete Blogger können auch ohne Unwörter auskommen.

Wer die Vertreter des "Unwortes des Jahres 2014" in Aktion erleben möchte, muss lediglich Pressekonferenzen besuchen: So geschehen am 6.10.2014 in Wien. Die Einzigen, die beherzt kritisch hinterfragt hatten, das waren die Väter- und Männerrechtler. "Im düstern Auge keine Thräne" dichtete man dereinst über die slesischen Weber. So saßen auch die Journalisten, pardon Qualitätsjournalisten, da und blickten gelangweilt auf das Podium, auf der eine Frau Heinisch-Hoseck saß.


Diese Frau Heinisch-Hoseck pflegt regelmäßig, die Verkündungen der Presse zu wiederholen: "Jede fünfte Frau von häuslicher Gewalt betroffen!" Dabei weiss mann nicht genau, ob die Verkündungen in der Presse nicht von den Politikern selbst veranlasst werden. Denn ohne der "renommierten Wahrheitspresse" hätten Qualitätspolitiker keine Möglichkeit aus Qualitätsjournaillen zu zitieren. (wie z. B. hier und hier und hier und hier ... Google hilft bei der weiteren Suche nach "Wahrheitspillen", kein Apotheker kann da weiterhelfen.)

Zwar wird im Text erläutert, dass es um die Gewalterfahrungen im Laufe eines Lebens einer Frau geht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob in unserer digitalen Zeit, in der die Informationshäppchen, die Länge einer Twitter-Meldung haben, also 140 Zeichen, die Leser - darunter gehören auch Politiker - noch Zeit und Muße haben, um sich bis zur entscheidenden Stelle durchzulesen:
"Jede fünfte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von häuslicher Gewalt bedroht oder betroffen."
Die meisten Leser - auch Politiker - verinnerlichen lediglich die Schlagzeile und schlürfen ihren Kaffee zu Ende ohne ihre eigenen Gehirnzellen einzuschalten und sich zu fragen, ob die Schlagzeile so stimmen kann?

So geschehen auch bei einer SPD-Politikerin: Frau Lisa Gnadl behauptet, 
"Dass jede fünfte Frau – dies zeigen die Statistiken zu Gewalt gegen Frauen – Opfer von frauenspezifischer und damit sexistisch motivierter Gewalt wird, zeigt, dass unsere Gesellschaft auch im Jahre 2015 noch immer frauenfeindlich ist."

 

Freie und ehrliche Blogger sind einzig und allein der Wahrheit verpflichtet.

Daher wirft ein solcher Blogger zunächst einmal einen Blick in die offizielle Statistik und hofft selbstverständlich, dass die Autoren der Statistik keine Hanfpflazen in ihrem Büro züchten. Da heisst es in der "Tabelle 92, Opfer-Tatverdächtigen-Beziehung - Straftaten insgesamt ab 2000", zu finden auf den Seiten des BKA, dass im Jahre 2012
162.062 männliche 
69.102 weibliche 
Opfer zu beklagen waren.

Sind also 69.102 weibliche Opfer (also 0,069 Millionen) EIN FÜNFTEL der deutschen, weiblichen Bevölkerung?

Tante Wiki will uns nicht verraten, wie viele Frauen in Deutschland leben. Daher geht der Blogger - im Gegensatz zum "Wahrheitsjournalisten" - auf den Seiten des Statistischen Bundesamtes: Dort findet der erstaunte Leser, dass am 31.12.2012 insgesamt
41,142 Millionen
Frauen in Deutschland lebten.

Ein Fünftel von 41,142 Millionen sind genau 8,271 Millionen!

Vorsicht, Mathematik für Jodeldiplomanden!

Wenn ich also den FÜNFTEL der weiblichen Bevölkerung Deutschlands erreichen möchte, wie lange muss ich warten um die 8,271 Millionen zu erreichen, wenn ich in einem Jahr
0,069 Millionen registriere?

Wird so etwas beim Girls Day nicht gelernt?

Ich verrate nicht, woher ich die Lösung habe:
8,271 [Millionen] / 0,069 [Millionen/Jahr]
ergeben, mann mag es nicht glauben
119,8 Jahre
Ende Vorsicht, Mathematik für Jodeldiplomanden!

Dabei sind die 69.102 weibliche Opfer beim BKA, ALLE Opfer, also nicht nur die - laut Gnadl - Opfer "frauenspezifischer und damit sexistisch motivierter Gewalt"!

Daher sind die Opfer "frauenspezifischer und damit sexistisch motivierter Gewalt" nur eine Untermenge der 69.102 vom BKA. Wenn wir berücksichtigen, dass im Jahre 2012 auch 18.391 Frauen als Opfer von "Raub, räuberische Erpressung ..." (Schlüssel 210000) waren, dann müssen wir ca. 50% der Opfer abziehen, um nur die Opfer "frauenspezifischer und damit sexistisch motivierter Gewalt" zu bekommen.

Opfer "frauenspezifischer und damit sexistisch motivierter Gewalt" sind also nicht 0,069 Millionen, sondern 0,0345 Millionen!

Damit ändert sich die Wartezeit, die notwendig ist, um die Aussage einer Frau Lisa Gnadl zu erfüllen:
jede fünfte Frau – dies zeigen die Statistiken zu Gewalt gegen Frauen – (wird) Opfer von frauenspezifischer und damit sexistisch motivierter Gewalt
kann erst in
239,6 Jahre
erreicht werden.

Da die feministischen "Studien" ihre Horrorzahlen üblicherweise mit Frauen die älter als 15 sind zusammenstellen, müssen wir zu dieser Zeit noch 15 Jahre dazurechen, um zum epochalen Ergebnis zu gelangen:
Eine Frau, die in der "frauenfeindlichen, westlichen Gesellschaft" lebt, ist einer frauenspezifischer und damit sexistisch motivierter Gewalt ausgesetzt, wenn sie
254,6 Jahre alt wird.
Ich glaube Alice Schwarzer, Anita Heiliger und Lann Hornscheidt verheimlichen uns nicht nur ihre Steuergeheimnisse, sondern auch ihr Geburtsjahr.

Zwar hat der eine oder andere Statistik-Experte (siehe hier, siehe da, kauf Dir dann die beste Statistik von C&A) versucht, den Schwachsinn solcher "Statistiken" und der daraus abgeleiteten "Schlag-Zeilen" einem interessierten Publikum beizubringen.

Mann kommt sich aber langsam wie ein Rufer in der Wüste. In den Zeiten der Geistesblitze von der Länge eines Tweets oder "Bauer sucht Frau" haben nicht einmal die sogenannten Intellektuellen Zeit, um den Schwindel zu erfassen.

In den Zeiten der Massen-Intellektualisierung wäre der Vorwurf des französischen Theoretikers Julien Benda "Der Verrat der Intellektuellen" eigentlich an alle Bürger der modernen Gesellschaft zu richten.

"Ein neuer Verrat der Intellektuellen" titelte Jean Amery in 1976 sein Artikel in der Zeit. Er zitiert dort aus Julien Benda, „La Trahison des Clercs“, der wiederum Montesquieu zitiert:
„Wenn in einem Staate kein Lärm von Konflikten vernehmbar ist, kann man sicher sein, daß es dort keine Freiheit gibt“
Übertragen auf die Krankheiten der Moderne müsste es heissen
„Wenn in einem Staate die "Wahrheitspresse" die gleichen Schlagzeilen (wie z. B. hier und hier und hier und hier ...) bringen, kann man sicher sein, daß es dort keine Freiheit gibt“
Ich muss wirklich mit Blindheit geschlagen sein, wenn ich nicht bemerke, dass diese idiotische Aufsummierung der Gewaltzahlen auf die Lebenszeit einer Frau lediglich der Übertreibung dient.

Ich muss wirklich mit Blindheit geschlagen sein, wenn ich nicht bemerke, dass diese Übertreibung der Postensicherung für einige Professionen dient.

"Das ist die Seuche der Zeit, wenn Verrückte Blinde führen." ("König Lear")

Es ist ein Verrat an sich selber, ein Verrat an die nachfolgenden Generationen, ein Verrat an den Zusammenhalt der Gesellschaft, ein Verrat am Zusammenhalt der Geschlechter, wenn elementare Rechenübungen nicht durchgeführt werden und mann sich vor lauter Faulheit nicht um das Hinterfragen solcher spalterischer Behauptungen bemüht.

Aber wie könnte mann vermeiden, dass solche mathematische Unstatistiken so einen Unheil anrichten? Denn es ist ein Unheil, dass eine Politikerin, die vermutlich keine Ahnung von Statistik und Mathematik hat, sich hinstellt und aus einem Rechen- oder Zusammenzählungsfehler eine "frauenfeindliche Gesellschaft" herbeidichtet!

Sollte mann vielleicht fordern, dass Journalisten und Politiker, ähnlich den Medizinern, die sich dem "Eid des Hippocrates" verpflichtet fühlen, ein Eid auf die heilige Mathematik und Statistik ablegen, bevor sie uns desinformieren und führen?

Das Unwort des Jahres entstand aus dem Wunsch achtsam mit der Sprache umzugehen.

Scheinbar kümmert niemand, ob mann achtsam mit der Wahrheit umgeht.

Ein objektiver Massstab für den Wahrheitsgehalt einer Information/Nachricht/Behauptung sind deren mathematisch nachvollziehbaren Folgen, besser bekannt als Plausibilitätsprüfung:
Wenn eine Behauptung die Folge hat, dass die Lebenserwartung der Frauen auf ein Viertel-Jahrtausend geschätzt wird, dann ist diese Behauptung eine Lüge.
Medien, die solche Lügen unhinterfragt widergeben, müssten wahrheitsgemäß als "Lügenpresse" charakterisiert werden.
Mit der Presse haben wir fertig.

Was machen wir nun mit der Politik? Liegt es an deren Hanfanbau, dass sie solch elementare Plausibilitätsüberprüfungen nicht durchführen, oder an der Tatsache, dass sie an Dyskalkulie leiden?

Dann sollten wir vielleicht Personen, die an Dyskalkulie leiden, den Zugang zum Journalismus oder zur Politik erst nach einer Heilung erlauben? Dass Dyskalkulie heilbar ist, hatte ich ja hier gezeigt! Der Vater als Mittel gegen Dyskalkulie! Wenn sich das herumsprechen würde ;-)!

Aber um den Verrat der Intellektuellen zurückzukommen ;-):

Wer es bisher geschafft hat, der ist ein Intellektueller! Er ist aber ein Verräter, wenn er nicht bei jeder Gelegenheit und nicht sofort bei Politikern und Journalisten die Plausibilitätsprüfung ihrer Aussagen fordert ;-).

Eine auf Lügen aufgebaute Gesellschaft geht den Bach runter. Der real existierende Sozialismus hat es vorgemacht, das real existierende Matriarchat wird aber alle in den Graben reissen, wenn wir solch abwegige Behauptungen unwidersprochen zulassen. Denn auf solche Behauptungen basieren politische Entscheidungen, die auch Dein Leben, lieber Intellektueller vom Dienst, beeinflussen werden. Da die Voraussetzungen für die politische Entscheidung auf einer Fehleinschätzung der Wirklichkeit, diese wiederum auf falsche Statistiken, beruht, wird auch die politische Entscheidung falsch sein.
Wer's glaubt, wird selig!