Samstag, 10. Januar 2015

Männer werden von der Wirtschaft entdeckt?

Gerade geht eine Hiobsbotschaft durch die deutsche Wirtschaftslandschaft: Allein im Silicon Valley wird 20 Mal mehr Venture Capital investiert als in ganz Deutschland. Es wird leider keine Quelle angegeben, daher sind diese Zahlne mit Vorsicht zu geniessen: Hier werden 25 mal mehr behauptet. Andererseits ist die Start-Up-Szene nicht frei von "Risiken und Nebenwirkungen": Die jetzige Euphorie - zusätzlich angeheizt durch den niedrigen Ölpreis - wird den amerikanischen Markt in die nächste Blase treiben.

Es ist traurig, dass immer mehr Investoren hierzulande und in Europa dem alten Kontinent den Rücken kehren.

Deswegen ähneln die Analysen und Appelle der bayerischen Wirtschaft eher einem Hilferuf, als einer selbstbewussten Positionierung. Dabei hätte mann fast gejubelt, denn endlich scheint die deutsche Wirtschaft zu erkennen, dass ihr die tragende Säule wegbröckelt: Ihr fehlen die Männer!

Um den Schein zu wahren, dass sie das Problem erst jetzt erkannt haben wollen, wird schnell ein Positionspapier gepinselt, der die Massnahmen skizziert, die den Mann und damit auch die deutsche (hier die bayerische) Wirtschaft retten soll.

Dazu wurden "Kernbotschaften" zusammengestellt, denen ich meine Anmerkungen hinzufügte:
  • In der modernen Arbeitswelt wird die Ausbildung und Qualifikation der Beschäftigten immer wichtiger. (Deswegen haben wir ein Girls Day)
  • Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss - überproportional häufig junge Männer – muss in den nächsten fünf Jahren halbiert werden. (Respekt: Kaum haben sie das Problem entdeckt, schon hat man einen Fünfjahresplan aus der Schublade herausgezogen.)
  • Die Arbeitsbedingungen sind so zu gestalten, dass möglichst viele Menschen bei guter Gesundheit bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeiten können und wollen.  (Arbeitsbedingungen alleine genügen nicht: Die Lebensbedingungen sollten auch so gestaltet werden! Was nützen mir meine guten Arbeitsbedingungen, wenn mich meine Frau mit ihren Anwälten in ein Wohnmobil auf dem Campingplatz festnagelt?)
  • Männer stehen dabei in besonderem Fokus, da sie häufiger in körperlich besonders belastenden Berufen beschäftigt sind. (Sollte das eine heimliche Erklärung für die 23% Gender Pay Gap sein? Warum sagen die es dann nicht frank und frei heraus?)
  • Arbeitslose müssen durch zielgerichtete Aktivierung, Qualifizierung und Vermittlung möglichst schnell in Arbeit gebracht werden. (Wäre schön, wenn dies auch nach Trennung und Scheidung passieren könnte, um dem Mann ein Einkommen zu ermöglichen, das diesen Namen auch verdient)
  • Einstiegsschwellen in den Arbeitsmarkt sind so niedrig wie möglich zu halten. (Richtig, nicht hereinstolpern, sondern hereinfallen im wahrsten Sinne des Wortes soll die innovative Devise lauten?)
  • Das Potenzial ausländischer Fachkräfte muss besser genutzt werden durch gezielte Zuwanderung und qualifikationsadäquate Beschäftigung. (Was machen wir aber mit hochqualifizierte Heimkehrer? Die lassen wir ganicht rein: "Verdacht der Diskriminierung")
  • Das Verwaltungsverfahren bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse muss schneller und effizienter gestaltet werden. (Echt? Und wer soll die Anerkennungen durchführen? Sind es nicht wieder die Gleichstellungsbeauftragten oder feministisch angehauchte Sachbearbeiterinnen? Die erkennen doch zuerst die Frau Ing. an und nur wenn der Mann einen Anwalt bringt, auch den Ehemann, Herr Ing., noch dazu. Nicht aber umgekehrt.)
Was ich aber immer wieder geil finde:
Letztlich muss es aber selbstverständlich gelingen, alle Potenziale und Talente von Frauen und Männern, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, Älteren wie Jüngeren bestmöglich zum Einsatz zu bringen.
Überschwemmt den Markt mit Arbeitskräfte! Hofft bitte, dass alle so blind sind (Stichwort: Dauerseuche), dass sie nicht bemerken, dass dadurch die Löhne und Gehälter in den Keller rutschen und sie kaum noch Zeit für Familie haben werden (Abschnitt mit Idios lesen).

Dann solche Perlen:
Ein Beitrag zur Fachkräftesicherung liegt in längeren Lebensarbeitszeiten.
Auf Fachkräfteposten hockende Rentner führen zur Abwanderung junger Kräfte ins Ausland, insbesondere da, wo Venture Capital im Überfluss vorhanden ist.

Zu behaupten, dass längere Lebensarbeitszeiten die Fachkräfte sichern ..???

Na ja, die Politiker behaupten ja auch, dass die Frauenquote grundgesetzkonform wäre.

Da muss die vbw annehmen, dass die Menschen, die nichts gegen die Frauenquote sagen, es ihnen abnehmen werden, wenn sie solche Behauptungen im Brustton der grenzenlosen Überzeugung hinschreiben ..!

Zum Mäuse melken ist deren permanenteAbstellung auf Frauen. Nur zur Erinnerung: Hier will uns die "Vereinigung der bayerischen Wirtschaft e. V." ein Positionspapier genannt
"Männer - qualifizieren und beschäftigen" 
präsentieren. Da es also vornehmlich um Männer gehen sollte, würde ich eine qualifizierte Stellung zu dieser Bevölkerungsgruppe erwarten. Stattdessen lesen wir Folgendes:
Zu den identifizierten Handlungsfeldern zählen u. a. auch die Erhöhung der Erwerbs- beteiligung und die Ausweitung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit. Aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen zielen diese Maßnahmen in erster Linie darauf ab, Potenziale bei weiblichen Fachkräften zu heben.
Eine moderate Ausweitung bzw. Erhöhung der Wochenarbeitszeit, vor allem bei in Teilzeit beschäftigten Frauen, kann die Lücke um knapp 150.000 Personen verringern.
Immerhin scheinen der Wirtschaft einige Aspekte förmlich ins Auge zu springen:

Ausbildung

Im Jahr 2012 waren z. B. gut 62 Prozent der insgesamt 6.312 Schulabgänger ohne Mittelschulabschluss in Bayern Männer.

Qualifikation

Auch ist der Anteil der Männer an den Beschäftigten in Berufen mit niedriger Qualifikation signifikant höher als der der Frauen. 
Nee !!!??? Wirklich ??? Wenn dem so ist, dann müssten ja signifikant mehr Männer als Frauen eine äußest schlechte Bezahlung haben.

Kann die Statistik mit der 23% besseren Bezahlung der Männer noch auf Tatsachen beruhen?

Sozialer Sprengstoff

Wenn man bedenkt, dass Geringqualifizierte überproportional häufig von Arbeitslosig- keit betroffen sind, wird deutlich, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Ande- renfalls droht in Zukunft ein doppelt gefährliches Ergebnis: ein großes Potenzial künfti- ger männlicher Arbeitsloser, die den aktuellen Qualifikationsanforderungen nicht mehr genügen, bei gleichzeitig steigendem ungedeckten Fachkräftebedarf.
Untersuchungen zeigen, dass rund 15 bis 20 Prozent aller Jugendlichen beim Verlassen der Schule nicht ausbildungsfähig sind. Die Defizite betreffen sowohl Basisfähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen als auch das Sozialverhalten. Junge Männer sind davon weit überdurchschnittlich betroffen. Damit ist ihnen der Zugang zu einer Berufsausbildung und damit dem Fundament einer dauerhaften, qualifizierten beruflichen Tätigkeit zunächst verbaut.

Gesundheit

Die Beschäftigtenquote, das heißt der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer an allen Personen der jeweiligen Altersklasse, lag in Deutschland im Jahr 2013 für Männer über 55 Jahren mit 69,8 Prozent um fast 8 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt aller Altersklassen.
Was im Bericht nicht klar zum Ausdruck kommt: Diese Delle bei den über 55-Jährigen kommt hauptsächlich durch die Männer, die es gesundheitlich nicht mehr packen. (Die Piloten von Lufthansa bilden eine verschwindend kleine Minderheit, meiner Kenntnis nach.)

Fazit

Zwar scheint der Wirtschaft ein Licht aufgegangen zu sein, dass die Schule den Bedarf an Fachkräfte nicht decken kann und dass das Schulversagen ein männliches Problem sei.

Durch die Teilqualifizierung wird vielen der zunächst ohne jegliche Perspektive dastehenden jungen Männern eine Chance gegeben.

Dass diese Männer allerdings einige Jahre ihres Lebens verloren haben, scheint nicht klar zu sein. Dass dieser Verlust auch krank machen kann, scheint ebenso noch nicht angekommen zu sein.

Dass das Familienrecht die Anstrengungen der Wirtschaft zunichte machen kann, scheint diesen verbänden nach wie vor nicht klar zu sein.

Die fähigen, unternehmenslustigen und investitionsfähigen Männer werden in den Zeiten der Frauenquote, diesem Irrenhaus den Rücken kehren. Die gering Qualifizierten werden sich im Falle einer sehr wahrscheinlichen, familiären Katastrophe kaum wieder fangen können. Mann kann nur hoffen, dass die Wirtschaft erkennt, dass eine Wirtschaft ohne starke, stabilen Familien nicht möglich ist.