Freitag, 19. Dezember 2014

Statistik in häuslicher Gewalt

Um zu verstehen wie die Zahlen bei "häuslicher Gewalt" manipuliert werden, versuche ich das anhand "historischer" Daten aus St. Gallen zu verdeutlichen.

Vor der Umstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) war in der Schweiz jeder Kanton für die Veröffentlichung der eigenen Daten zuständig.

In St. Gallen hatten sie folgendes Format. Das Beispiel zeigt die Daten des Jahres 2008. Schön zu sehen sind die Täter und Täterinnen aufgedröselt nach Kanton und Stadt St. Gallen. Es fällt auf, dass im Kanton St. Gallen 214 Täterinnen versus 410 Täter gezählt wurden, während in der Stadt 14 versus 91 erfasst wurden.

Täterinnen zu Täter sind also 1:2 auf dem Land und 1:6,5 in der Stadt.
Da stellt mann sich die Frage: Sind die Frauen im ländlichen Bereich gewalttätiger als in der Stadt? Denkbar wäre es. Genausogut kann aber unterstellt werden, dass in der Stadt die Fälle falsch rum erfasst werden, oder?


Noch interessanter sind die Opfer. Während im Kanton 275 Männer zu 349 Frauen gezählt wurden, hat man in der Stadt einfachere, weil klarere Verhältnisse: Da wurden die Zahlen bei den Tätern umgetauscht.

Das Verhältnis Opfer zu Opferinnen ist also 1:1,27 auf dem Land und 1:6,5 in der Stadt. Für mich spricht das für die zweite Variante der Fallerfassung: Männliche Opfer wurden in der Stadt als Täter in der Statistik gezählt, ein beliebtes feministisches Instrument.

Nun habe ich die historischen Daten über die damals zur Verfügung stehenden Jahre aufgetragen:
Es fällt auf, dass von 2004 bis 2008 (nur diese 5 Jahre standen zur Verfügung), der Anteil männlicher Gewaltausübender auf dem Land stetig abnimmt. Im Jahre 2008 erreichte man also 65,7% Täter und 34,3% Täterinnen.

          Kanton         Stadt
          m       w        m    w
2005 408    118    73     7
2006  523   171    98     10
2007  420   191    75     5
2008  410   214    91     14


Offensichtlich war diese Entwicklung jemandem zu blöde, also verschwand die Berichterstattung nach 2008.

Wäre nämlich die Berichterstattung weiter gegangen, so hätte man vielleicht irgendwann einmal die realen Verhältnisse von 50:50 erreicht. Eine Nachfrage wo die Zahlen des Jahres 2009 und folgende geblieben sind, wurde nicht beantwortet.

Zahlen aus den Jahren 2010 bis 2012 findet man hier, auf Seite 20. Die Fälle häuslicher Gewalt sind eindeutig zurückgegangen.

Allerdings ist in der Berichterstattung die Aufteilung nach Männer und Frauen bei Täter.I.nnen und Opfer.I.nnen verloren gegangen. In der Schweiz kann mann sich zwar die Zahlen aus der offiziellen PKS mühsam zusammenstellen. Trotzdem fehlen diese Angaben in Berichten, wie im verlinkten Bericht der Polizei zu sehen ist.

Die Berichterstattung zur "häuslichen Gewalt" wird also durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
  1. Verschweigen des Männeranteils bei den Opfern (nach 2005 in der Schweiz)
  2. Verschweigen des Frauenanteils bei den Tätern (nach 2005 in der Schweiz)
  3. Verschweigen der Statistiken, wenn der Anteil weiblicher Täter die magische Grenze von 30% erreicht
  4. Offensichtliche Unterschiede zwischen verschiedene Bezirke werden nicht hinterfragt (z. B. warum wir in der Stadt 1:6,5 Täterinnen zu Täter haben, während im St Gallen Land ein Verhältnis von 1:2 vorliegt?)
Punkt c) kann man anhand vieler Länder in Deutschland sehen: In Bayern z. B. gibt es niemals Angaben zu der Zahl der männlichen Opfer. Mehr noch, mann nimmt an, dass es meistens Frauen sind, die Opfer werden, also braucht mann sich um die Männer selbst nicht kümmern.