Montag, 22. September 2014

Väter in Zeiten der Deindustrialisierung

"Seit 2008 sind im verarbeitenden Gewerbe Europas 3,5 Mio. Arbeitsplätze verloren gegangen. Der Anteil an der EU-Bruttowertschöpfung sank von 18,5 % im Jahr 2000 auf einen historischen Tiefststand von 15,1 % im Jahr 2013." aus "Europas Deindustrialisierung setzt sich ungebremst fort".

Da es nur um das verarbeitende Gewerbe geht, ist davon auszugehen, dass von den 3,5 Mio. Arbeitsplätze, 99% davon Männer waren. Die meisten vermutlich Väter.


Mann sollte sich in Deutschland nicht auf der sicheren Seite wähnen. Der wirtschaftliche Aufstieg oder besser gesagt die Stabilität wurde durch das Absaugen von Arbeitskräfte aus den anderen europäischen Ländern erreicht. Wenn in China die Wanderarbeiter den wirtschaftlichen Aufstieg ermöglichten, so sind es in der EU ebenfalls Wanderarbeiter, die im Zeitalter der Globalisierung in den wirtschaftlichen Hotspots ziehen und ihre Ursprungsregionen brachliegen. Wenn allerdings alles um uns herum zusammenbricht, dann wird auch Deutschland irgend wann einmal zusammenbrechen.

Es ist sicherlich so, dass in dem Augenblick wo ein neuer Trend auf dem Markt auftauchen, eine technische Entwicklung uns weiter bringen sollte, auch ein Bedarf entsteht, der durch mehr Arbeit befriedigt werden kann und muss. Damit wird der Endzustand nur verschoben, nicht aufgehoben.

Kommt aber nichts was die Wirtschaft ankurbelt, dann wird sich dieser Trend der zunehmenden Automatisierung - und damit Arbeitslosigkeit - der im verarbeitenden Gewerbe Tätigen weiter verschärfen. Die Väter sind dann gleich mehrfach getroffen, denn sie müssen oft alleine die ganze Familie ernähren. Verlieren sie ihre Existenzgrundlage, verlieren sie u. U. auch den Sinn ihres Lebens: Insbesondere dann, wenn die holde Weiblichkeit der Meinung ist, einen besseren gefunden zu haben, der die Kinder ernähren kann, ist der entsorgte Vater vollkommen allein gelassen.

Es gibt für Väter die Probleme haben - ausser sie sind gewalttätig - keine Hilfsangebote.

Mann kann wirklich den Eindruck gewinnen, dass die Politik und die Gesellschaft eine Freude daran haben, den Männern Probleme zu bereiten, ihnen jegliche präventive Hilfen zu verweigern um sie dann in Gewalt-Kurse zu zwingen.

Vermutlich liegt es auch am mangelnden sozialen Bewusstsein der Männer und Väter. Wäre nämlich dieser vorhanden, so hätten wir längst eine Änderung der Arbeitsmarktstruktur gehabt, die den neuen Anforderungen der globalen Wirtschaft besser entsprochen hätte.

Mann darf nicht vergessen, dass, wenn alle Arbeiter aus dem verarbeitenden Gewerbe durch Roboter entsorgt werden, keiner mehr da ist, der durch seiner Arbeit Hände sich ernähren kann. Mit anderen Worten: All das, was die Roboter produzieren, kann kein Mensch kaufen, weil keiner mehr arbeitet und damit Geld verdient, um die Roboter-hergestellte Produkte zu kaufen.

Ja, ich weiss, es ist ein stark vereinfachtes Bild, es dient auch nur der Illustration, es ist nur ein Gedankenexperiment.

Es verdeutlicht allerdings, dass Unternehmer/Hersteller sich nicht aus ihrer sozialer Verantwortung stehlen können, aus der sich die Politik längst verabschiedet hat.

Eigentlich sollte die Automatisierung es möglich machen, dass die Arbeitszeit reduziert wird. Dass dies nicht ohne der Einrichtung von z. B. Schutzzöllen möglich ist, ist mir ebenfalls bewusst. Machen es die Chinesen und die Amerikaner anders? (Soweit ich weiss, schützen die Amis ihr verarbeitendes Gewerbe)

Es ist mir ebenfalls bewusst, dass auch die Einkommen darunter zu leiden hätten und dass die Produktpreise nach oben gehen werden, so lange keine Stützmassnahmen seitens der Politik kommen, wie z. B. Einrichtung von Schutzzöllen.

Welche Alternative hat mann als Normalo? 

Weiter 40+ Stunden/Woche malochen und dann von heute auf morgen arbeitslos werden? Dabei u. U. auch die Familie verlieren, da Frau einen anderen Mann sucht und findet, der noch 40+ Stunden die Woche Arbeit hat?

Wäre es nicht sinnvoller, wenn alle ihre Arbeitszeit soweit reduzieren würden, so dass Folgendes wirksam würde?

a) die Entlasung nur bei Insolvenz des Unternehmens als Ausnahmefall eintreten würde
b) keiner im Vorteil wäre, weil er mehr Arbeit als der andere hat
c) der Vater hätte endlich mehr Zeit für die Familie
d) kein Richter käme auf den Gedanken, dass der Vater seinen Unterhaltspflichten durch mehr Arbeit nachkommen muss
e) jeder Richter der Meinung wäre, dass der Vater seinen Pflichten auch durch mehr Betreuung nachkommen kann
f) die Schleckerfrauen müssten nicht auf Erziehrinnen umschulen, da die Eltern ihre Erziehungsarbeit nicht outsourcen müssten
g) wir hätten eine friedlichere Gesellschaft, da der Zusammenhalt der Familien gefördert wird
h) die Unternehmer wären ihrer Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeiter bewusster, insbesondere dann, wenn mann eine Robotersteuer einführen würde
i) ... Ihr könnt die Liste erweitern

Aber bitte, denkt auch an den Vater. Damit es nicht irgendwann so endet, wie in Indien: Damit Väter nicht in solchen ausweglosen Situationen landen, sollte man alles tun, um ihnen die Grundlage ihres Lebens, also ihre Familie möglichst lange erhält.

Dazu muss die Solidarität aller eingefordert werden: Unternehmer, Arbeitnehmer, aber in erster Linie die Solidarität der von Voll-Juristen kontrollierten Politik und Sozialdienstindustrie.

Ein wahrlich schwieriges Unterfangen.